Statement 25.09.2024

Bundesverband der Zahnärztinnen und Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e.V. (BZÖG)

Gesund beginnt im Mund – von Anfang an!

Zahngesundheit von Anfang an! Dieser Wunsch beinhaltet nicht nur das Ziel, den Fokus präventiver Bemühungen auf den Erhalt der frühkindlichen Zahngesundheit zu lenken, sondern auch zu vermitteln, dass bereits während der Schwangerschaft die Weichen für die spätere kindliche Zahngesundheit gelegt werden können. Wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigen können, führen ein gutes Wissen zu gesundheitlichen Inhalten und das damit verbundene Gesundheitsverhalten der Eltern und insbesondere der Mütter nicht nur zu einem gesundheitlichen Mehrwert bei den Müttern selber, sondern insbesondere zu einem hohen (mund)gesundheitlichen Zusatznutzen bei ihren Kindern. Daher gilt es, für Eltern während der Schwangerschaft und darüber hinaus entsprechende niedrigschwellige Informations- und Unterstützungsangebote bereitzustellen. Vor allem Familien in besonderen sozialen Lebenslagen können davon profitieren. Die Verbesserung der strukturellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowie frühzeitige Informationen und Unterstützungsangebote können einen guten Start ins Leben und die gesundheitliche Chancengleichheit von Kindern aus den betroffenen Familien bewirken. Das nationale Gesundheitsziel „Gesund aufwachsen“ des Kooperationsverbunds gesundheitsziele.de hatte die Verbesserung dieser Rahmenbedingungen bereits zu Beginn der 2000er-Jahre im Blick. Schwerpunkte dieses Konzepts und seiner Aktualisierung in 2010 beruhten auf der Schaffung und Nutzung von Zugangswegen zu Eltern und Kindern und entsprechenden koordinierten Hilfsangeboten für Mütter ab Beginn der Schwangerschaft und für Ihre Kinder von 0-3 Jahren und hatten u. a. die motorische Entwicklung und eine gesunde Ernährung während des Aufwachsens im Fokus. Unter Berücksichtigung des Umstands, dass die Allgemeingesundheit und die Lebensqualität der Menschen in hohem Maße auch mit der Mundgesundheit zusammenhängen, stellt die zusätzliche frühe Förderung und Unterstützung bei der Umsetzung eines positiven mundgesundheitsbezogenen Verhaltens der Eltern und ihrer Kinder ebenfalls eine wichtige Grundlage für ein gesundes Aufwachsen dar und sollte ebenfalls berücksichtigt werden. Diese grundlegende Feststellung der Notwendigkeit eines frühen Zugangs zu mundgesundheitsfördernden und präventiven Leistungen wurde bereits in vorhergehenden Statements des BZÖG zum Tag der Zahngesundheit (TdZ) häufig thematisiert. Auch im Zusammenhang mit dem aktuellen Motto des TdZ ist diese Erkenntnis höchstaktuell. Denn auch hier bieten die aufsuchenden und niedrigschwelligen Untersuchungs-. Beratungs- und Betreuungsangebote der kommunalen Zahnärztlichen Dienste die Möglichkeit, Kinder sehr früh in ihrer Lebenswelt zu erreichen, um somit ihre Chancen für ein gesundes Aufwachsen und die Förderung einer mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität zu erhöhen. Da dies jedoch in hohem Maße von der Mitarbeit der Eltern abhängt, ist es notwendig, diese in ein umfassendes Präventionskonzept zu integrieren. Auf kommunaler Ebene sind dies verstärkte Kooperationen zwischen den Zahnärztlichen Diensten, den Frühen Hilfen, Hebammen, Jugendämtern und Geburtskliniken auf der einen Seite, die den Zugang zu den Eltern ermöglichen können. Andererseits bestehen aber auch in der Zahnarztpraxis sehr gute Möglichkeiten, Eltern während und insbesondere nach der Schwangerschaft im Rahmen von FU-Untersuchungen und IP-Maßnahmen im Rahmen der individualprophylaktischen Betreuung ihrer Kinder zu erreichen. Da gerade in Familien mit besonderen sozialen Lebenslagen der Zugang zu Gesundheitsleistungen und ihre Inanspruchnahme jedoch aus unterschiedlichen Gründen eingeschränkt ist, ließe sich durch eine Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen den Zahnärztlichen Diensten und den niedergelassenen Zahnarztpraxen ein enormes präventives Potenzial entwickeln. Es mutet schon mantraartig an, wenn auch im aktuellen Statement des BZÖG die zentrale Aussage steht, dass auch vor dem Hintergrund des diesjährigen Mottos des TdZ „Gesund beginnt im Mund – von Anfang an!“ von sehr großer Relevanz ist, dass zwischen den Zahnärztlichen Diensten und der niedergelassenen Zahnärzteschaft Strukturen geschaffen werden müssen, die eine umfassende mundgesundheitliche Versorgung in Familien mit schwierigen Lebenslagen von Anfang an ermöglichen können. Dass dies möglich sein kann, zeigen vereinzelte Konzepte im Bereich des zahnmedizinischen Kinderschutzes, die in Kooperation zwischen dem Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) und der ambulanten zahnmedizinischen Versorgung bereits jetzt durchgeführt werden. Insofern entspricht auch das diesjährige Motto des TdZ den Zielsetzungen und den Aufgabenbereichen der Zahnärztlichen Dienste in Deutschland in sehr hohem Maße. Daher begrüßt und unterstützt der BZÖG auch die diesjährigen Inhalte des TdZ. Allerdings sind auch hier die Ressourcen der Zahnärztlichen Dienste für die Umsetzung dieser präventiven Ziele begrenzt. Ein wichtiges zukünftiges Ziel sollte daher ebenfalls sein, die Zahnärztlichen Dienste der Gesundheitsämter – unabhängig vom Pakt des ÖGD und dessen Finanzierungsmöglichkeiten – als wichtigen Bestandteil der dritten Säule des deutschen Gesundheitssystems noch weiter zu stärken.