Statement 25.09.2022

Dr. Christian Rath, Verein für Zahnhygiene

Zähneputzen in Kindergarten und Schule: Eine kulturelle Errungenschaft

Die Zahlen sprechen für sich und sind durch umfassende epidemiologische Studien bewiesen: Deutschland ist zusammen mit Dänemark Spitzenreiter bei der Vermeidung von Karies bei Kindern.

Prophylaxe-Pioniere haben die Gruppenprophylaxe initiiert und vorangetrieben. Wir vom Verein für Zahnhygiene versuchen – gemeinsam mit allen beteiligten Organisationen, wie beispielsweise der DAJ (Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e.V.) und den öffentlichen Gesundheitsdiensten (ÖGD) und vielen anderen – diese wertvolle Aufgabe weiterzuführen und in die aktuelle Zeit zu transponieren.

Der Bildungsauftrag für Kinder beinhaltet auch deren Heranführung und Anleitung zu guter Mundhygiene und guter Ernährungsweise. Kinder lernen durch Wiederholung und so wird beispielsweise aus dem täglichen Anleiten zum Zähneputzen in der Kita eine Routine, die die Kinder für ein ganzes Leben lernen und davon enorm profitieren. Für diese Errungenschaft haben sich zwei Generationen Eltern und Fachkräfte eingesetzt. Wie die oben erwähnten Studien bestätigen, hat sich der Einsatz gelohnt. Eine enorme Leistung aller Beteiligten, eine kulturelle Errungenschaft.

Und es lohnt sich weiterhin – vor allem in Pandemiezeiten. Gerade beim Auftreten von Pandemien ist die Mund- und Zahnhygiene von entscheidender Bedeutung: Zähneputzen ist Händewaschen im Mund!

Das diesjährige Motto des Tages der Zahngesundheit: „Gesund beginnt im Mund – in Kita und Schule“ möchte auf das wichtige Thema Gruppenprophylaxe hinweisen und ein Bewusstsein für die Wichtigkeit des täglichen Zähneputzens sowie die Mundgesundheitserziehung bei Kindern in Kindergärten und Schulen, aber auch für das Zähneputzen zu Hause schaffen.

Das ist auch vor diesem Hintergrund bedeutsam: In Deutschland werden jährlich Tausende Zahnbehandlungen bei Kindern in Vollnarkose durchgeführt. Meist müssen (nach abwägen aller anderen Faktoren) Kleinkinder bei folgendem Fall in Vollnarkose behandelt werden: Die Anzahl der behandlungsbedürftigen kariösen Läsionen überscheiten das Alter des Kleinkindes. Beispiel: Ein vierjähriges Kind mit mehr als fünf behandlungsbedürftigen Läsionen, wäre ein solcher Fall. Möglicherweise lassen sich die ersten zwei bis drei Läsionen unter lokaler Anästhesie, ggf. mit Lachgas behandeln. Bei den letzten zwei zu behandelnden Läsionen wird aber die Mitarbeit des Kindes stark abnehmen und so sind die letzten Füllungen dann oft doch nur in Vollnarkose behandelbar.

Kinderzahnärztinnen und Kinderzahnärzte raten niemals leichtfertig zu einer Behandlung unter kompletter Anästhesie, die Risiken werden absolut abgewogen – und es werden nur die Kinder in Vollnarkose behandelt, bei denen es wirklich keine Alternative gibt. Mit der Indikation Vollnarkose wird nie leichtfertig umgegangen, dies möchte ich klarstellen. Denn eine solche Behandlung ist belastend für Kind und Eltern.

Warum halte ich dies für erwähnenswert? Das tägliche Zähneputzen in Kindergarten und Schule vermindert die Anzahl der kariösen Läsionen generell und damit auch konsekutiv die Anzahl der Behandlungen unter Vollnarkose.

Ziel ist es, alle Kinder, aber vor allem die Gruppe der vulnerablen Kinder, täglich über den Weg der Gruppenprophylaxe an eine kontinuierliche, gute Mundhygiene heranzuführen und damit möglichst wenige „Löcher gebohrt“ werden müssen. Gleichzeitig lernen die Kinder, sich gesund zu ernähren und zuckerhaltige Lebensmittel bewusster und vermeidender zu konsumieren – auch das vermeidet signifikant Karies und führt zu weniger Behandlungen.

Damit verhindern wir alle, die sich für die Gruppenprophylaxe und für das tägliche Zähneputzen in den Einrichtungen stark machen, dass weniger „Löcher gebohrt“ werden müssen und auch weniger Vollnarkose-Behandlungen durchgeführt werden müssen.

Der Verein für Zahnhygiene wird sich auch in Zukunft weiter für die Mundgesundheit von Kindern einsetzen. Wir laden Sie ein in Ihrer Kita oder Schule oder Zuhause, dasselbe zu tun und sich insbesondere für das Zähneputzen einzusetzen. Feiern Sie in diesem Sinne mit uns den Tag der Zahngesundheit 2022 und die Errungenschaften der Gruppenprophylaxe.

Danke für Ihr Engagement!

Herzlich,
Christian Rath