Statement 25.09.2022

Des GKV-Spitzenverbands

4,6 Millionen Kinder und Jugendliche lernen jährlich in der Gruppenprophylaxe die richtige Mundhygiene

„Gesund beginnt im Mund – in Kita & Schule“ lautet das Motto vom „Tag der Zahngesundheit“ im Jahr 2022. Was genau passiert in puncto Mundgesundheit in Kita und Schule? Prophylaxefachkräfte führen Kinder altersgerecht an eine gute Mundgesundheit heran, denn sie klären über die richtige Mundhygiene und Maßnahmen zur Vermeidung von Zahnerkrankungen auf. In regelmäßigen Abständen werden die Zähne untersucht. In einigen Einrichtungen putzen die Kinder sogar täglich gemeinsam mit der Erzieherin oder dem Erzieher. Dieses Programm zur Verhütung von Zahnerkrankungen gibt es seit mehr als 30 Jahren und nennt sich Gruppenprophylaxe. (§ 21 Sozialgesetzbuch V).

Bundesweit nehmen jährlich rund 4,6 Millionen Kinder und Jugendliche an der Gruppenprophylaxe teil. Vor Corona lag der jährliche Betreuungsgrad in Kindertagesstätten und Grundschulen bei fast 80 Prozent. Damit ist die Gruppenprophylaxe das reichweitenstärkste Präventionsprogramm für Kinder – und Jugendliche in Deutschland.

„Die Gruppenprophylaxe ist eine Erfolgsgeschichte, denn sie erreicht in Kita und Schule alle Kinder. Das ist ein großer Vorteil, wenn etwa im Elternhaus die Mundgesundheit nicht ausreichend unterstützt wird. Ungleiche Startchancen werden so abgemildert. Wir danken allen Prophylaxekräften für diese Unterstützung“, so Dr. Michael Kleinebrinker, GKV-Spitzenverband.

Der GKV-Spitzenverband nutzt den diesjährigen Tag der Zahngesundheit, um sich besonders bei allen Prophylaxekräften zu bedanken, die sich täglich mit viel Engagement für eine gute Mundgesundheit bei Kindern und Jugendlichen einsetzen. Der Dank gilt weiterhin den Zahnärztinnen und Zahnärzten, die die Maßnahmen der Gruppenprophylaxe begleiten - ob sie nun niedergelassen sind oder im öffentlichen Gesundheitsdienst tätig.

Auf der Verwaltungsebene engagieren sich neben den Krankenkassen, die für die Zahngesundheitspflege in den Ländern zuständigen Stellen, die Landesarbeitsgemeinschaften und deren Arbeitskreise sowie die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ). Sie sorgen dafür, dass die Finanzierung sichergestellt ist oder neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in der Weiterentwicklung der Gruppenprophylaxe zum Tragen kommen. So berücksichtigen etwa die neuesten DAJ-Empfehlungen eine stärkere Einbindung der Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas. Positiv ist auch, dass alle beteiligten Organisationen die Verbesserung der Mundgesundheit unserer Kinder in den Mittelpunkt stellen und hier konstruktiv zusammenarbeiten – unabhängig von den eigenen Interessen. Aus Krankenkassensicht kommt hinzu, dass all dies mit einem effizienten Mitteleinsatz erreicht werden konnte.

Die Corona-Pandemie hat leider dazu geführt, dass der Betreuungsgrad in Kitas und Schulen während der Lock-Downs gesunken ist. Um dem entgegenzuwirken, wurde die Gruppenprophylaxe in der Zeit der Kita- und Schulschließungen pandemie-tauglich aufgestellt. Die DAJ hat unter dem Titel „Mundhygiene in Zeiten von Covid 19 – jetzt erst recht“ Hygiene-Empfehlungen für das Zähneputzen in Gemeinschaftseinrichtungen erarbeitet. Vor Ort haben die Beteiligten Wege gefunden, Eltern und Kinder z. B. per Video zu erreichen.

Ungeachtet dessen, sollte tägliches Zähneputzen mit fluoridierter Zahnpasta gemeinsam mit der Erzieherin oder dem Erzieher in jeder Kita möglich gemacht und die hierfür erforderliche sanitäre Ausstattung geschaffen werden. Routine beim täglichen Zähneputzen ist wichtig für eine lebenslange Mundgesundheit.

Gefährdet ist die Gruppenprophylaxe jedoch durch den chronischen Fachkräftemangel bei Erzieherinnen und Erziehern. Der kürzlich veröffentlichte Kita-Bericht des Paritätischen Gesamtverbands kommt zu dem Schluss, dass in bundesweit jeder zweiten Kindertageseinrichtung der Fachkräftemangel verhindert, dass alle Betreuungsplätze vergeben werden können. Damit bremse der Personalmangel eine stärkere Belegung und eine Verbesserung der Betreuungsquote. Generell werde die Situation wegen der Arbeitsbelastung und der Personallage insbesondere in Großstädten von den Erzieherinnen und Erziehern als angespannt beschrieben. Gerade dort, wo viele Kinder in Armut aufwachsen oder auf besondere Unterstützung angewiesen sind, sei die Ausstattung der Kitas schlecht.

Diese wirkt sich unmittelbar auf die Gruppenprophylaxe aus. Viele Einrichtungen betrachten das tägliche Zähneputzen in der Gruppe gemeinsam mit der Erzieherin oder dem Erzieher eher kritisch, weil es unnötig viel Personal bindet. Zudem würden die Finanzmittel nicht ausreichen, um die Kinder mit einer ausgewogenen Ernährung zu versorgen. Der chronische Personalmangel führt dazu, dass die Einrichtungen ihrem Bildungsauftrag – und dazu gehört auch die Aufklärung über (mund)gesundheitsbewusstes Verhalten – nicht in dem erforderlichen Umfang nachkommen können. Davon betroffen ist auch die Gruppenprophylaxe.

Der GKV-Spitzenverband und die Krankenkassen wünschen sich, dass der diesjährige Tag der Zahngesundheit dazu beiträgt, dass die an Kitas und Schulen durchgeführten Maßnahmen zur Gruppenprophylaxe wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen. Viel wichtiger ist jedoch, dem chronischen Fachkräftemangel in den Einrichtungen zu begegnen. Nur auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Maßnahmen der Gruppenprophylaxe uneingeschränkt durchgeführt werden können. Ist dies auf Dauer nicht gewährleistet, besteht die Gefahr, dass sich die Mundgesundheit der Kinder verschlechtert.