Statement 25.09.2022

Des Bundesverband der Zahnärztinnen und Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e.V. (BZÖG)

Gesund beginnt im Mund – In Kita & Schule

Die Gruppenprophylaxe ist in Deutschland eines der größten systematischen Präventionsangebote für die Erhaltung der Zahngesundheit bei Kindern und Jugendlichen. Ihren Ursprung fand sie im Jahr 1989, als mit der Verabschiedung der Neufassung des § 21 des Fünften Sozialgesetzbuchs (SGB V) ein Meilenstein zur Kariesprävention bei Kindern und Jugendlichen gelegt wurde. Die in § 21 SGB V geregelte Finanzierung und Umsetzung der Gruppenprophylaxe ist ein gutes Beispiel für die erfolgreiche Kooperation zwischen Öffentlicher Hand, Zahnärzteschaft und Krankenkassen und somit ein wichtiges Instrument für die zahnmedizinische Prävention auf kommunaler Ebene in Deutschland. Die inhaltlichen und praktischen Ziele gruppenprophylaktischer Maßnahmen sind zwar durch eine entsprechende Rahmenvereinbarung mit den Krankenkassen geregelt, es haben sich aber auch hier, u. a. durch die landeseigenen Gesundheitsdienstgesetze und die kommunale Eigenständigkeit, unterschiedlichste Organisationsstrukturen herausgebildet. Ungeachtet dessen wird in bundesweit mehr als 380 Arbeitskreisen, meist in enger Zusammenarbeit mit den Zahnärztlichen Diensten der Gesundheitsämter, gruppenbezogene zahnmedizinische Prävention und Gesundheitsförderung flächendeckend und standardisiert umgesetzt. Die aktive Vermittlung einer kindgerechten und effektiven Mundhygiene, Ernährungsbildung und Zahnschmelzhärtungen mit Fluorid durch speziell geschulte Fachkräfte sowie zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen gehören dabei zu den zentralen Maßnahmen dieses bundesweiten Präventionsangebotes. Die Wirksamkeit der Präventionsmaßnahmen zeigt sich nicht zuletzt insbesondere im bleibenden Gebiss, wo seit Mitte der 2000-er Jahre bundesweit in der Altersgruppe der 12-Jährigen eine Halbierung der Karieserfahrung beobachtet werden konnte.

Wie in so vielen anderen Lebensbereichen hat aber auch hier das Pandemiegeschehen dazu geführt, dass die Maßnahmen in der Hochphase des SARS-CoV-2-Infektionsgeschehens ausgesetzt werden mussten. Dies geschah nicht nur infolge der bundesweiten Kontaktbeschränkungen, sondern auch aus dem Grund, dass die Mitarbeiter*innen der Gesundheitsämter mehrheitlich in der Pandemiebekämpfung eingesetzt wurden. Die Beobachtung, dass die Freude in den Kitas & Schulen über die wieder aufgenommenen Präventionsangebote sehr groß ist, kann als ein deutlicher Hinweis für die hohe Akzeptanz und die Niedrigschwelligkeit dieser gruppenprophylaktischen Maßnahmen gewertet werden. Dass das Rad der zahnmedizinischen Prävention und Gesundheitsförderung bei Kindern und Jugendlichen, ungeachtet der beschriebenen Präventionserfolge, nicht stillstehen darf, zeigen Erkenntnisse aus den regelmäßig stattfindenden zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen in Kitas & Schulen. Auch hier zeigt sich – wie in vielen anderen Gesundheitsbereichen – eine Polarisierung der Krankheitslast auf Kinder aus Familien mit besonderen sozialen Lebenslagen oder bei Kindern mit Behinderungen. Die Gruppenprophylaxe kann hier sozialkompensatorisch umgesetzt werden und somit sehr wertvolle Beiträge zur Verhaltensprävention bei den betroffenen Kindern und Jugendlichen sowie zur Verhältnisprävention in Kita & Schule beitragen. Die Arbeitskreise zur Förderung der Zahngesundheit in Deutschland haben zudem infolge ihrer Kooperationen mit den kommunalen Akteuren in den Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsbereichen und der Zusammenarbeit u. a. mit den Frühen Hilfen sowie den Jugend- und Sozialämtern, eine zentrale vernetzende Funktion in der kommunalen Gesundheitslandschaft. Auf diese Weise lässt sich (zahn)gesundheitliche Chancengleichheit sehr wirkungsvoll umsetzen, wie die Erfahrungen zeigen. Dabei sollte das Augenmerk jedoch nicht nur auf die Karies gelenkt werden, sondern auf die Mundgesundheit der Kinder und Jugendlichen im Ganzen.

Die gruppenprophylaktische Förderung der Mundgesundheit in Kita & Schule ist somit eine wirksame Prävention und Gesundheitsförderung von Anfang an.