Presseinformation 13. September 2013

Tag der Zahngesundheit 2013: „Zähneputzen macht Schule“

Die zentrale Auftaktpressekonferenz zum Tag der Zahngesundheit 2013 fand statt am Freitag, den 13. September 2013 in Berlin.

Rund 700.000 Kinder erleben jedes Jahr in Deutschland ihren 1. Schultag. Hinter ihnen liegen in der Regel bereits sechs Lebensjahre, die einen prägenden Einfluss auf die Mundgesundheit im Erwachsenenleben haben. Vor ihnen steht ein neuer Lebensabschnitt, der auch den Zahnwechsel zu den bleibenden Zähnen beinhaltet. Die Schulzeit umfasst demnach in vielerlei Hinsicht entscheidende Jahre – auch aus zahngesundheitlicher Sicht. Dies untermauerten die Referenten bei der diesjährigen Auftakt-Pressekonferenz zum Tag der Zahngesundheit 2013 am 13. September in Berlin. Der Tag der Zahngesundheit, der wie jedes Jahr am 25. September stattfindet, steht in diesem Jahr unter dem Slogan „Gesund beginnt im Mund – Zähneputzen macht Schule“. Deutlich wurde bei dieser Auftaktpressekonferenz: Es gibt noch viel zu tun. Gefragt ist dabei aber nicht nur das Engagement der Zahnärzteschaft, sondern Politik und Gesellschaft sind ebenfalls gefordert.

Dass es nicht reicht, sich erst zu Schulbeginn für die Entwicklung der Zähne bei den Kindern zu interessieren, wurde eindrucksvoll deutlich im Beitrag von Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK). Er fokussierte auf den Mundgesundheitszustand, mit dem die Kinder ihre schulische Laufbahn beginnen: „Bei den Zwölfjährigen sind wir in der Mundgesundheit Weltspitze, aber bei den Sechsjährigen verläuft die Kariesreduktion deutlich langsamer und auf einem niedrigen Niveau.“ Zugenommen habe die ‚frühkindliche Karies’ bei Kleinkindern bis zum dritten Lebensjahr – mit ihren Folgen für die Sechsjährigen. Zudem seien hohe Kariesraten bei Kindern aus Familien in sozial schwierigen Lebenslagen zu beobachten. Die Zahnärzteschaft arbeite an vielen Maßnahmen zur Verbesserung dieser Situation. Einige der Angebote, die im übertragenen Sinne ‚Schule machen’ sollen, wie die zahnärztlichen Kinderpässe, vermittelten die Bedeutung früher Zahngesundheitsuntersuchungen. Auch müssen Maßnahmen der Gruppenprophylaxe, die die Schulen und Kindergärten erreichen, in den Kindertagesstätten eingeführt werden. Eine in diesem Jahr aufgenommene Kooperation mit dem Deutschen Hebammenverband bietet gute Ansätze für die Verbesserung der bevölkerungsweiten Aufklärung. Die Verstetigung der Präventionsarbeit zur Herstellung gesundheitlicher Chancengleichheit in allen Kindereinrichtungen ist für die BZÄK sehr wichtig. „Mit eigenen Konzeptvorschlägen zur zahnmedizinischen Prävention der frühkindlichen Karies nehmen wir unsere Verantwortung wahr.“

Auch Manuela Schäfer, Referentin für die vertragszahnärztliche Versorgung beim GKV-Spitzenverband, untermauerte Sinn und Effekt der Gruppenprophylaxe, zu deren Trägern und Finanziers die Gesetzlichen Krankenkassen gehören. Bereits vor dem Schulstart machten schon sehr viele Kinder erste Erfahrungen mit der Mundgesundheitspflege: Anhand aktueller Zahlen zu den Prophylaxeaktivitäten in Kindergärten zeige sich, dass im Schuljahr 2010/2011 von den ca. 2,3 Mio. Kindern rund 1,9 Mio. Kinder von einem ersten Impuls profitiert haben. „In den Grundschulen konnten von ca. 2,9 Mio. Kindern bereits 2,3 Mio. betreut werden. Diese Zahlen belegen, dass der Erreichungsgrad in der Gruppenprophylaxe bereits sehr hoch ist.“ Die Zahlen der Krankenkassen bestätigten aber auch die Einschätzungen der Zahnärzte: „Kinder aus sozial benachteiligten Schichten weisen deutlich mehr Karies auf als der altersgleiche Durchschnitt der Bevölkerung.“ Da Eltern aus sozialen Randgruppen ihre Verantwortung bei der Zahnpflege der Kinder häufig nicht übernehmen könnten, müssten sich Kindergärten und Schulen dieser Aufgabe stellen. Wo die Chance auf eine adäquate tägliche Mundhygiene in der Schulzeit nicht gegeben sei, liefen die Maßnahmen der Gruppenprophylaxe insbesondere bei den sozial benachteiligten Kindern ins Leere.

Dass es allerdings für die Schulen gar nicht so leicht ist, eine Möglichkeit für regelmäßige Mundhygiene zu installieren, machte Dr. Pantelis Petrakakis, 1. Vorsitzender des Bundesverbandes der Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, deutlich. Er stellte heraus, dass die Schulzeit eine große Rolle für die Mundgesundheit spielt: „In dieser Phase beginnt in der Regel der Zahnwechsel; die neuen bleibenden Zähne sollten idealerweise bis ins hohe Alter gesund und funktionsfähig bleiben.“ Zudem sei die Schule eine Schnittstelle zweier eng verbundener Faktoren: „Die Schulzeit legt den Grundstein für Bildung und für eine lebenslange Mundgesundheit.“ Die Zusammenhänge von Bildung und allgemeinem Gesundheitsverhalten seien vielfach bestätigt. Belegt sei auch der Effekt der Gruppenprophylaxe: „Zähneputzen in Gruppen fördert die Zahngesundheit.“ Erhebungen aus kommunalen Zahnärztlichen Diensten bestätigten, dass Grundschulkinder, die im Kindergarten täglich die Zähne putzten, gegenüber Kindern, die in der Einrichtung nicht putzen konnten, signifikant gesündere bleibende Zähne hatten. Die Schule stehe vor der Herausforderung, dieses eingeübte Verhalten aus der Vorschulzeit fortzuführen, um eine Verschlechterung der Mundgesundheit zu verhindern. Es gebe gute Beispiele, so Dr. Petrakakis, wo Schulen die vielfachen Hürden, die einer Einrichtung hygienischer Zahnputzmöglichkeiten im Wege stehen, erfolgreich überwinden konnten. Die Rahmenbedingungen der Schulen machten aber bewusst, dass Zahngesundheitsförderung nicht allein durch zahnärztliche Maßnahmen erreichbar, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei. Er rief dazu auf, sich zu einem multidisziplinären Netzwerk für mehr Gesundheitsförderung an den Schulen zusammenzuschließen.

Für Rückfragen der Presse:
Birgit Dohlus
dental relations

Tel: 030 / 3082-4682
info@remove.this.zahndienst.de

Audiomitschnitte der Pressekonferenz am 13. September

Anmoderation Dr. Uwe Prümel-Philippsen, Geschäftsführer Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V.:

Statement Prof. Dr. Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer (Statement lesen):

Statement Manuela Schäfer, Referentin für die vertragszahnärztliche Versorgung beim GKV-Spitzenverband (Statement lesen):

Statement Dr. Pantelis Petrakakis, 1. Vorsitzender des Bundesverband der Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (Statement lesen):

Diskussion und Fragen: