Presseinformationen 17. September 2010

Gesund beginnt in Mund – Lachen ist gesund

Die zentrale Pressekonferenz zum Tag der Zahngesundheit 2010 fand statt am Freitag den 17. September 2010 in Berlin.

20. Tag der Zahngesundheit: „Gesund beginnt im Mund - Lachen ist gesund"

Körper, Seele, Zähne - Psychosomatik und Zahnmedizin

Zum 20. Jubiläum richtet der Tag der Zahngesundheit seinen Blick auf die erreichten Erfolge - aber auch auf die neuen Herausforderungen der Zahnmedizin: Das diesjährige Motto „Gesund beginnt im Mund - Lachen ist gesund" liefert einen passenden Anlass für beide Aspekte.

Zu den Erfolgen gehört die beeindruckende Entwicklung der Mundgesundheit in Deutschland: „Repräsentative Studien belegen in erster Linie den deutlichen Kariesrückgang bei Kindern und Jugendlichen, aber auch den zunehmenden Zahnerhalt und das hohe Versorgungsniveau bei Erwachsenen und Senioren", sagte Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), bei der zentralen Pressekonferenz zum Tag der Zahngesundheit 2010 am 17. September in Berlin. Maßgeblich dafür sei nicht zuletzt „der Paradigmenwechsel hin zu einer präventionsorientierten Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde." Dieser Weg sei durch die „Einführung der Gruppen- und Individualprophylaxe in der gesetzlichen Krankenversicherung zu Beginn der 90er Jahre" wie auch durch die hohe Verbreitung fluoridhaltiger Zahnpasten unterstützt worden. Sehr erfreulich sei, dass sich die Einstellung zur Mundgesundheit genauso positiv entwickelt habe wie das Mundhygieneverhalten der Bevölkerung. Dr. Michael Kleinebrinker, Referent für die vertragszahnärztliche Versorgung beim GKV-Spitzenverband, untermauerte diese Verbesserung bei der Pressekonferenz mit Zahlen: „Die neueste Studie der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ) hat ergeben, dass sich Zwölfjährige 1994 noch mit 2,44 erkrankten Zähnen plagen mussten - heute dagegen liegt dieser Wert bei nur noch 0,72." Als positiv zu betrachten sei auch die gesunkene Anzahl an Zahn-Extraktionen sowie die weitgehende Konstanz in der Nutzung der - nicht überall in Europa möglichen - kieferorthopädischen Therapie als Kassenleistung. Dr. Kleinebrinker: „Für die zahnärztliche Behandlung ihrer Versicherten haben die Krankenkassen in den letzten 13 Jahren konstant ca. 11 Mrd. Euro jährlich zur Verfügung gestellt, wobei sich der Anteil für Prophylaxe-Leistungen kontinuierlich erhöht hat." Es gebe allen Grund, den 20. Tag der Zahngesundheit mit einem fröhlichen Lachen zu begehen.

Dass „Lachen" gesund ist, erklärte die wissenschaftliche Referentin bei der Pressekonferenz, PD Dr. Anne Wolowski, Universität Münster: „Unter anderem ist beim Lachen, das rund 300 Muskeln insgesamt im Körper aktiviert, die Sauerstoffaufnahme um das Drei- bis Vierfache erhöht." Offenbar reduziert Lachen das Schmerzgefühl, zudem die Stresshormone und optimiert so das Immunsystem.

Das Lachen kann aber so manchem Patienten vergangen sein. Zum Beispiel, so PD Dr. Wolowski, sei hier eine erkrankte Mundhöhle mit fehlenden bzw. geschädigten Zähne zu nennen, die einen vernachlässigten Eindruck vermittelten. Dr. Kleinebrinker, GKV-Spitzenverband, unterstrich dies, betonte aber, dass zwischen medizinisch notwendiger Behandlung und kosmetischer Wunschleistung genau unterschieden werden müsse.

Als eine der neuen Herausforderungen erweist sich den Experten zufolge die erhebliche Zunahme psychischer Belastungen in der Bevölkerung. Sie wirke sich vielfältig auch auf die Mundgesundheit aus. Während auf der einen Seite die Mundsituation selbst für seelische Belastungen sorgen können, gehe es in der Praxis zudem um deutliche Diskrepanzen zwischen dem Befinden des Patienten und den zahnmedizinischen Befunden. „Manche dieser Störungen in der Mundgesundheit sehen wie körperlich verursacht aus - sie haben ihre Ursache aber in seelischen Konfliktsituationen. In diesen Fällen sprechen wir von Psychosomatik", so PD Dr. Wolowski. Der Leidensdruck der Betroffenen könne extrem sein und führe oft zur Chronifizierung: „Die Beschwerden können mit der Zeit ein selbständiges Krankheitsbild darstellen mit weit reichenden psychosozialen Folgen. Dabei muss betont werden: Diese Patienten sind keine Simulanten!" Allerdings sei es manchmal schwierig, ihnen angemessen zu helfen, da sie eine zu einem späten Zeitpunkt diagnostizierte psychosomatische Störung oft als Kränkung empfänden. Zudem erfolge der Zahnarztbesuch fast immer mit rein „somatischer Behandlungserwartung". Dr. Wolowski empfiehlt möglichst frühzeitige Intervention durch entsprechend fortgebildete Zahnärzte: „Erst die Bereitschaft beider Seiten, sich mit dem Phänomen einer psychosomatischen Störung auseinanderzusetzen, macht eine effektive Therapie möglich."

Die Bedeutung dieser Problematik für die zahnärztliche Versorgung unterstrich Dr. Oesterreich, BZÄK: „Psychische und psychosomatische Beschwerden können eine Therapie zum Scheitern bringen!" Zwischen 25 und 35 Prozent der Patienten in einer allgemeinmedizinischen Praxis leiden an einer psychischen bzw. psychosomatischen Störung. Deswegen ist auch in der zahnärztlichen Praxis von einer hohen Bedeutung für die Auslösung oder Überlagerung zahnärztlicher Erkrankungen auszugehen. Im Rahmen einer bundesweiten zahnärztlichen Befragungsstudie durch das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) sei festgestellt worden, dass z.B. der Bruxismus (Zähneknirschen) das am meisten zunehmende Krankheitsbild in den Praxen sei. 

Da 70 Prozent der Bevölkerung einmal jährlich zur Kontrolle in die Zahnarztpraxen kämen, haben „die Diagnostik und das bio-psycho-soziale Krankheitsverständnis für den Zahnarzt eine hohe Bedeutung", so Dr. Oesterreich. Die Bundeszahnärztekammer habe mit einem 2006 veröffentlichten Leitfaden „Psychosomatik in der Zahn- Mund- und Kieferheilkunde" einen wissenschaftlich begründeten und praxisnahen Problemaufriss für die Zahnärzte als Orientierungshilfe herausgegeben. Es seien aber mehr Fachbereiche gefordert als die Zahnmedizin: „Tabuisieren und Verdrängen aus Sicht des Patienten müssen abgebaut und noch intensiver in die ärztlich-medizinische Versorgung einbezogen werden." Die Zahnmedizin könne bei Prävention und Früherkennung von psychosomatischen Erkrankungen eine wichtige Rolle im Gesamtsystem einnehmen. „Wenn vom heutigen Tag der Zahngesundheit 2010 dazu ein Signal ausgehen würde", so Dr. Oesterreich, „haben wir ein weiteres wichtiges Ziel unserer gemeinsamen Aktivitäten erreichen können."

Kontakt:

Pressestelle zum Tag der Zahngesundheit
Birgit Dohlus T: 030 / 3082 4682 info@remove.this.zahndienst.de