Statement 12.09.2008

Von Jürgen Helfenritter

Gesamter Audio Mitschnitt des Statements:

Pressekonferenz zum „Tag der Zahngesundheit“ am 12.09.2008 in Berlin.

Statement der Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Krankenkassen, AOK-Bundesverband, Bonn, BKK Bundesverband, Essen, IKK-Bundesverband, Ber-gisch Gladbach, Bundesverband der landwirtschaftlichen Krankenkassen, Kassel, Knappschaft, Bochum, Verband der Angestellten-Krankenkassen e.V., Siegburg; AEV-Arbeiter-Ersatzkassen-Verband e.V., Siegburg

In diesem Jahr findet nun bereits zum 18. Mal der „Tag der Zahngesundheit“ statt. Das bedeutet, dass in diesen Tagen bundesweit Aktionen durchgeführt werden, die die Bevölkerung auf die Bedeutung der Zahngesundheit hinweisen.

Die Spitzenverbände der Krankenkassen bedanken sich bei allen, die in den letzten Jahren und auch in diesem Jahr wiederum mit viel Mühe und Arbeit zum Erfolg dieses Tages beitragen. Hervorzuheben ist, mit welchen ideenreichen Aktio-nen und Kampagnen insbesondere in Kindergärten und Schulen, in den Zahn-arztpraxen sowie in den Kinder- und Jugendarztpraxen und von den Arbeitsgemeinschaften für Jugendzahnpflege für die Zahngesundheit geworben wird. Diese gemeinsame Gestaltung des „Tages der Zahngesundheit“ zielt darauf ab, die Mundgesundheit weiter zu verbessern und zeigt vor allem, dass die Zusammenarbeit unterschiedlicher Organisationen sowohl auf Bundesebene als auch auf regionaler Ebene reibungslos funktioniert. Die gesetzlichen Krankenkassen beteiligen sich jedes Jahr an den Aktionen zum „Tag der Zahn-gesundheit“ und unterstützen Aktivitäten zur Verbesserung der Zahngesundheit.

Hierbei ist auch das finanzielle Engagement der gesetzlichen Krankenkassen be-achtlich. So haben diese im Jahr 2007 insgesamt 466 Mio. Euro für die zahnmedizinische Individual- und Gruppenprophylaxe sowie die zahnärztlichen Kinder-Früherkennungsuntersuchungen ausgegeben. Dabei entfielen auf Maßnahmen der Gruppenprophylaxe 40 Mio. Euro, beispielsweise für die Versiegelung der Fissuren der bleibenden Backenzähne wurden 60 Mio. Euro ausgegeben. Daneben hat die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erhebliche finanzielle Mittel für zahnerhaltende Maßnahmen aufgewandt.

Kommen wir jetzt zu dem eigentlichen Thema des heutigen Tages. Mit dem diesjähigen Motto des Tages der Zahngesundheit „Gesund beginnt im Mund – aber bitte mit Spucke!“ soll deutlich gemacht werden, dass der Speichel wichtige Aufgaben für die Erhaltung der Mundgesundheit übernimmt. Der Speichel ist für jeden Menschen notwendig, ob jung oder alt. Er hält z. B. den Mundraum feucht und hilft dabei, dass sich Krankheitserreger nicht so leicht ansiedeln können. Auch werden Säureangriffe durch aggressive Nahrungsbestandteile vom Speichel weitgehend neutralisiert und somit die Zähne geschützt. Er versorgt die Zähne mit Mineral-stoffen und schützt durch seine regelmäßige Befeuchtung sogar vor Verletzungen der Mundschleimhaut. Ohne Speichel bleibt der Mund trocken und das Schlucken, das Sprechen und die tägliche Nahrungsaufnahme würden zum Problem. Fazit: „Ohne Spucke läuft also nichts“.

Damit der Mund und die Zähne gesund bleiben, sind eine regelmäßige Pflege, Vor-sorge und Kontrolle unerlässlich. Es ist wichtig, dass von „Kindesbeinen“ an und durch alle Altersstufen hindurch, eine richtige Pflege erfolgt. Insbesondere an die Eltern von Kleinkindern appellieren die Spitzenverbände der Krankenkassen, darauf zu achten, den Kindern nicht zur „Ruhigstellung“ dauerhaft Süßes aus einer Saugerflasche zu geben. Vielmehr sollte frühzeitig das Trinken aus einer Tasse gelehrt werden. Dies dient der Vermeidung der sog. „Nuckelflaschenkaries“ bei den Kleinsten.

Für die Erhaltung der Mund- und Zahngesundheit werden ab dem Kleinkindalter verschiedene Maßnahmen durchgeführt, die dafür sorgen, dass im fortgeschrittenen Lebensalter weniger Beschwerden an den Zähnen auftreten und dadurch die Lebensqualität verbessert wird. Hierzu werden Informationen zur zahn-schonenden Ernährung und zur Zahnpflege von vielen Mitarbeitern im Gesund-heitswesen - neben Zahnärzten in der Praxis und dem Öffentlichen Gesundheitsdienst auch von Zahnarzthelferinnen, Hebammen, Gynäkologen, Kinder- und Jugendärzten und anderen -vermittelt. Zusätzlich zur Munduntersu-chung und Mundgesundheitserziehung wird im Rahmen der Gruppenprophylaxe an vielen Orten auch eine Zahnschmelzhärtung mit Fluorid durchgeführt. In Schulen und Behinderteneinrichtungen, in denen das Kariesrisiko besonders hoch ist, werden spezielle Programme organisiert.

In der Zahnarztpraxis können sich Versicherte aller Altersklassen kostenfrei und ohne Praxisgebühr zahlen zu müssen zahnärztlich untersuchen lassen. Bei Kindern und Jugendlichen umfasst dieses Angebot auch Aufklärungen zur Prophylaxe und das Anfärben von Zahnplaque. Daneben sind auch die Vorsorgeuntersuchungen (U-Untersuchungen) beim Kinderarzt ein unerlässlicher Vorsorgebaustein. Auf eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kin-derärzten und Zahnärzten ist im Rahmen dieser U-Untersuchungen besonders hinzuwirken. Die gesetzlichen Krankenkassen informieren über die Vorsorgemaßnahmen auch im Internet.

Nicht zuletzt ist es diesen Vorsorgemaßnahmen (der gesetzlichen Krankenkassen) zu verdanken, dass sich die Mundgesundheit in Deutschland weiter verbessert hat. Dies wurde auch durch die Epidemiologischen Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (Pieper/DAJ 2005) aus dem Jahr 2005 oder der Vierten Deutschen Mundgesundheitsstudie (IDZ, 2006, DMS IV) aus dem Jahr 2006 belegt. Auch die Zahlen der aktuellen Dokumentation der Maßnahmen der Gruppenprophylaxe (Jahresauswertung des Schuljahres 2006/2007 der DAJ) zeigen einen positiven Trend der Prophylaxeimpulse bei Kindern und Jugendlichen in den Einrichtungen. Während bei der Jahresauswertung des Schuljahres 2004/2005 die Summe der Prophylaxeimpulse noch bei 6,8 Millionen lag, konnten diese Impulse im Schuljahr 2006/2007 auf 7,8 Millionen erhöht werden. Auch die Zahl der erreichten Kinder in den Kindergärten und Grundschulen konnte entsprechend gesteigert werden. Gleichwohl sehen die Spitzenverbände der Krankenkassen noch Handlungsbedarf bei dem Ausbau der Maßnahmen für Kinder vor dem Kindergartenalter sowie insge-samt Potential bei der weiteren flächendeckenden Umsetzung der gruppenprophy-laktischen Maßnahmen.

Ein weiteres Problem ist die Schieflage in der Kariesverteilung. Diese zeigt sich dar-in, dass sich - trotz Rückgang der Karies in vielen Altersgruppen - die verbleibende Karies auf wenige Gruppierungen konzentriert. An folgendem Beispiel wird diese Schieflage besonders deutlich: Etwa 27% der 15-Jährigen vereinen ca. 80% aller geschädigten Zähne ihrer Altersgruppe auf sich (DMS IV). In diesem Zusam-menhang sind Erkenntnisse des Robert-Koch-Instituts zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS-Studie) anzuführen. Diese Studie hat festgestellt, dass Kinder mit Migrationshintergrund oder niedrigem Sozialstatus stärker von gesundheitlichen Risiken betroffen sind. Es muss deshalb weiter daran gearbeitet werden, diese Ungleichheit von Gesundheitschancen abzubauen. Diese Aufgabe kann allerdings nicht alleine von der GKV gelöst werden. Sondern hier ist vor allem die Politik gefordert, konsequent in die Bereiche der Gesundheitser-ziehung einzugreifen. Hierzu gehört aber auch, dass ausreichend steuerfinanzierte Mittel hierfür zur Verfügung gestellt werden. Abschließend möchten wir an alle Beteiligten appellieren – und dies nicht nur am „Tag der Zahngesundheit“ – alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Zahngesundheit weiter zu fördern.

Bonn, Essen, Bergisch Gladbach, Hamburg, Kassel, Bochum, Siegburg