Presseinformation 09.2007

Gesund beginnt im Mund – auch unsere Zähne leben länger

Die zentrale Auftaktpressekonferenz zum Tag der Zahngesundheit 2007 fand statt am Freitag, den 07. September 2007 in Berlin.

Presseinformationen des Aktionskreises "Tag der Zahngesundheit" vom 7. September 2007

Das Durchschnittsalter der deutschen Bevölkerung steigt stetig, die demografische Entwicklung ist auch eine Herausforderung hinsichtlich der Mundgesundheit: Diesen Zusammenhang stellt der ‚Aktionskreis zum Tag der Zahngesundheit’ mit seinem aktuellen Motto „Gesund beginnt im Mund – auch unsere Zähne leben länger“ in diesem Jahr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. 

Bei der zentralen Pressekonferenz zum „Tag der Zahngesundheit 2007“ am 7. September 07 in Berlin wurde deutlich, dass es bei diesem Thema nicht allein um mehr Lebensjahre, sondern auch um mehr Lebensqualität geht. Hinsichtlich der Mundgesundheit bedeutet dies, möglichst viele eigene Zähne auch in höherem Lebensalter zu erhalten und daneben funktionell hochwertigen Zahnersatz in stabilen, gesunden Mundstrukturen zu schaffen. 

Die Wünsche der älter werdenden Bevölkerung decken sich mit den Zielen der Zahnärzte, wie Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), im Rahmen der Pressekonferenz in Berlin deutlich machte: „Wir wollen die präventiven Erfolge bei den Kindern über die Pubertätsphase und das junge Erwachsenenalter fortführen bis in das Seniorenalter - und damit für eine Verbesserung der Mundgesundheit, aber auch eine Erhöhung der Lebensqualität sorgen.“ 

Vieles sei bereits geschafft, wie sowohl Dr. Oesterreich als auch Dietmar Knappe als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Krankenkassen (GKV) darlegten: Die präventionsorientierte Zahnheilkunde und das Engagement der Kassen hätten dazu geführt, dass der erfreulich gute Mundgesundheitszustand beispielsweise der 12-jährigen Kinder in Deutschland „im internationalen Vergleich ganz oben im Ranking liegt“ (Dr. Oesterreich). 

Bundeszahnärztekammer und die Krankenkassen wiesen aber auch auf die soziale Schieflage hin, die keineswegs nur die Kinder betreffe: „Ein niedriger sozialer Status ist, wie auch in der Allgemeinmedizin, mit höheren Erkrankungsraten assoziiert – über alle Altersgruppen hinweg, also auch bei den Senioren“, so Dr. Oesterreich. 

Ein teilweises Wiederansteigen von Zahnschäden sei leider auch bei Kleinkindern und Jugendlichen zu vermerken, zwei Altersgruppen, denen laut Dietmar Knappe die GKV daher in den nächsten Jahren besondere Aufmerksamkeit schenken wolle. 

Laut Dr. Oesterreich hat sich inzwischen die Mundgesundheit der Erwachsenen und Senioren deutlich verbessert: „Immer mehr Menschen verfügen bis in hohe Alter über immer mehr eigene Zähne.“ In Zusammenhang mit dieser an sich erfreulichen Entwicklung stünden allerdings ebenfalls zunehmende Zahnbetterkrankungen und auch Wurzelkaries bei Erwachsenen und Senioren – eine neue Herausforderung auch für die Wissenschaft. In den Fällen, in denen verlorene Zähne ersetzt werden müssten, habe die moderne Zahnheilkunde eine große Vielfalt an Behandlungsmöglichkeiten, die sowohl der medizinischen Indikation als auch den Erwartungen der Patienten entsprächen. Das Bedürfnis nach mehr Lebensqualität zeige sich in dieser Patientengruppe in einer steigenden Eingliederung an hochwertigem festsitzenden Zahnersatz. Dr. Oesterreich: „Umso mehr liegt bei uns auch bei den Senioren der Schwerpunkt zahnärztlicher Arbeit bei der Prävention und Gesunder-haltung der biologischen Strukturen.“

Sorgen über Auswirkungen der Gesundheitspolitik / Gruppenprophylaxe bedroht

Mit Blick auf die bevorstehenden Konzepte der Gesundheitspolitik wies Dietmar Knappe darauf hin, dass die Finanzierung der Individual- und Gruppenprophylaxe durch die GKV (2006: über 450 Mio. Euro) ab 2009 möglicherweise nicht mehr gewährleistet ist: „Wirklich sicher dürfte die Finanzierung nur noch für das kommende Jahr 2008 sein.“ Er kritisierte zudem die „systematische Entzweiung zwischen Vorsorge und Therapie in der Zahnmedizin“. Die GKV habe die Prävention zu leisten, denselben Versicherten werde „jedoch nahe gelegt, sich zusätzlich privat gegen Zahn- und Gebissschäden über die PKV abzusichern.“ Prophylaxe und Versorgung gehörten aber in die gleiche finanzielle Verantwortung. 

Knappe forderte zudem „verpflichtende Elemente“ seitens des Staates u.a. zu Vorsorgeuntersuchungen von der Geburt bis zum Schulaustritt, aber auch die Herstellung eines gesundheitsförderlichen Umfeldes. Auch hier zeigten sich gemeinsame Strategie-Ansätze zwischen GKV und Bundeszahnärztekammer: „Präventive Maßnahmen müssen neben dem individuellen Verhalten auch die gesellschaftlichen und sozialen Verhältnisse, z.B. die Bereiche Arbeit und Bildung, tangieren“, forderte Dr. Oesterreich mit Blick auf die Bedeutung der Verhältnisprävention. Natürlich sei auch eine Verhaltensänderung notwenig - hier müsse seitens der Zahnärzte durch Aufklärung, aber auch durch konkrete Anleitung die Mundgesundheit nachdrücklich verbessert werden. Dabei müsse die individuelle Lebenssituation und nicht allein das Alter berücksichtigt werden. Für die Zahnarztpraxen seien deshalb sowohl präventionsorientierte Konzepte als auch die Berücksichtigung der Alterszahnheilkunde wichtige zukunftsorientierte Aufgabenstellungen. 

Mehr Forschung sei noch nötig im Bereich der gesundheitlichen Risikofaktoren, besonders im Hinblick auf die ältere Bevölkerung: „Auf dieser Basis ist eine enge Vernetzung von Zahnmedizin und Medizin anzustreben“, so Dr. Oesterreich, der auch für mehr Gesundheitserziehung als Gemeinschaftsaufgabe aller Beteiligter plädierte. Kritisch beobachte die BZÄK daher auch das Zurückziehen der Kommunen aus dem Öffentlichen Gesundheitsdienst: „Wir dürfen die staatlichen Stellen nicht aus ihrer Verantwortung entlassen.“ Mit Blick auf die aktuellen gesundheitspolitischen Entscheidungen verwies Oesterreich aber auch darauf, dass „allein mit dem Mehr an staatlicher Regulierung die Probleme der demografischen Entwicklung nicht zu lösen seien!“ Eine Position, die auch seitens der GKV unterstützt wurde: Dietmar Knappe forderte eine durch den Staat formulierte Verpflichtung zur Herstellung eines gesundheitsförderlichen Umfeldes und „mutige Eingriffe in die Strukturen“, wie sie die Bundesgesundheitsministerin mit Blick auf die Kinder- und Jugendgesundheit kürzlich angekündigt hatte. 

Ein Mehr an Prävention und ein Mehr an Mundgesundheit ist, das machten die Statements von Bundeszahnärztekammer und GKV deutlich, immer auch eine gesundheitspolitische Grundsatzentscheidung im Hinblick auf die demografischen Veränderungen in unserer Gesellschaft. 

Zähne könnten tausende Jahre alt werden

Archäologische Funde zeigten, dass Zähne auch mehrere tausend Jahre alt werden könnten, sagte Prof. Dr. Christian H. Splieth (Universität Greifswald) in seinem wissenschaft-lichen Beitrag im Rahmen der zentralen Pressekonferenz in Berlin: „Eigentlich sollten sie dann auch die rund hundert Jahre eines langen Lebens funktionsgerecht im Mund arbeiten können.“ Es seien vor allem zivilisatorische Faktoren, die zu einer wesentlich früheren Erkrankung von Zähnen und Mund führten, nicht zuletzt der vergleichsweise noch junge hohe Zuckerverzehr. Allerdings zeigten präventive Maßnahmen der Zahnärzte Erfolg: Die Anzahl verlorener Zähne bei Senioren sei allein in den vergangenen acht Jahren deutlich, nämlich von 17,6 auf 14,2 Zähne, zurückgegangen: „Damit leben Zähne jetzt schon viel länger.“ Viele Menschen wüssten heute durchaus, was sie tun müssten, um Zähne und Mund gesund zu erhalten: “Aber nur, wenn sie sich auch daran halten, haben sie eine reelle Chance, mit eigenen Zähnen älter, vielleicht sogar 100 Jahre alt zu werden.“ Zahngesundheit in höherem Lebensalter beginnt bei gesunden Milchzähnen, hier zeigt sich in Deutschland allerdings ein großes Defizit: „Die wichtigen Milchzähne werden in zu vielen Familien nicht geputzt – es heißt, das können die Kinder schon selber. Im Vorschulalter sind Kinder mit sorgfältiger Mundpflege aber völlig überfordert“, beklagte Prof. Splieth. Er betonte, selbst im Hinblick auf viele weitere Faktoren, die Mundgesundheit beeinträchtigen können, bliebe Zahnbelagsentfernung, also das sorgfältige Zähneputzen nach wie vor die wichtigste Präventivmaßnahme.

Eine tatsächlich präventionsorientierte Gesundheitspolitik mit entsprechenden Rahmenbe-dingungen auch für sozial Schwache sei für nachhaltige Mundgesundheit unumgänglich, so die Experten in Berlin. Möglicherweise sei es sinnvoll, mehr verpflichtende Elemente einzuführen, wie beispielsweise die Teilnahme an regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen. 

Ab sofort wird die Website www.tag-der-zahngesundheit.de regelmäßig aktualisiert. Der Aktionskreis ruft dazu auf, dass weit mehr Akteure als bisher das Internet-Angebot nutzen sollten - z.B., um ihre zum „Tag der Zahngesundheit" geplanten Veranstaltungen hier einzustellen. Die Website wird auch von regionalen Medien genutzt, um interessante Veranstaltungen im Einzugsbereich von Zeitungen und Radio/TV zu erfragen. Informationen zum Vorgehen gibt es auf der genannten Website.

Das Logo des Tages der Zahngesundheit wird auf Anfrage von der zuständigen Pressestelle gern übermittelt (info@remove.this.zahndienst.de).

Pressestelle Tag der Zahngesundheit: 

Dr. Matthias Lehr (Info@remove.this.zahnhygiene.de) und 

Birgit Dohlus ( info@remove.this.zahndienst.de )
www.tag-der-zahngesundheit.de