Presseinformation vom 24. September 2004

5 Fragen und Antworten zum Thema „Nuckelflaschenkaries“

Interviewpartner: Prof. Dr. Willi-Eckhard Wetzel, Direktor der Poliklinik für Kinderzahnheilkunde an der Universität Giessen

Frage1: Was sieht der Zahnarzt, wenn er einem Kind mit Nuckelflaschensyndrom in den Mund schaut?

Prof. Wetzel: Der Zahnarzt erkennt sofort eine auf Zahnkaries oder Säureeinwirkung zurückzuführende bevorzugte Schädigung des Zahnschmelzes an den vier Milchschneidezähnen im Oberkiefer. Liegt schon eine längere Schadensetzung vor, so können auch die seitlichen Eckzähne und Backenzähne betroffen sein. Fast immer bleiben aber die Schneidezähne im Unterkiefer verschont.

Frage 2: In welchem Alter zeigen sich diese Schäden und wie häufig sind sie?

Prof. Wetzel: Sie treten in der Regel in der Altersphase zwischen 1 und 4 Jahren mit Schwerpunkt zwischen 1,5 und 3 Jahren auf. Betroffen sind derzeit etwa 10 - 12 Prozent aller Kinder in diesem Alter.

Frage 3: Warum ist es gefährlich, wenn Milchzähne, die ohnehin ausfallen, wie viele Eltern meinen, so früh zerstört sind?

Prof. Wetzel: Milchzähne haben bis zum Einwachsen der bleibenden Zähne neben der Kaufunktion auch wichtigen Einfluss auf die Sprachentwicklung, die Mimik, das Aussehen und die Platzhaltung. Durch Karies zerstörte Zähne können nach Absterben des Zahnnerven im Kieferknochen vereitern und somit auch die Allgemeingesundheit reduzieren. Daneben führt die vorzeitige Milchzahnzerstörung nicht selten zu Zahnstellungsanomalien und damit zu aufwendigen kieferorthopädischen Behandlungen.

Frage 4: Was sollen Eltern tun, um derartige Zahnschäden von vorn herein zu vermeiden?

Prof. Wetzel: Am wichtigsten ist es, die nuckelnde Nahrungsaufnahme auf das 1. Lebensjahr zu begrenzen und danach die Verwendung von Saugerflaschen, Schnabeltassen und Ventilflaschen ("Rennfahrerflaschen") konsequent zu vermeiden. Am besten gelingt das, wenn dem Kleinkind erst gar nicht das Nuckelgefäß zur freien Verfügung überlassen wird.

Frage 5: Was empfehlen Sie als Alternative für "Nuckelkinder"?

Prof. Wetzel: Nur die strickte Rückbesinnung der Eltern auf traditionell bewährtes Trinkverhalten ihrer Kinder. Also: zuckerarme (Milch) oder zuckerfreie (Wasser, Mineralwasser / Beuteltee) Getränke aus Tassen und/oder Bechern. Was zuckrige Trinklösungen angeht, so sollten Ausnahmen nur die Regel bestätigen.

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Prof. Wetzler, Tel.: 0641 / 99 - 46100